Bauprojekte im Fokus beim PräRat am 27. September 2018
Nach der Begrüßung durch Bezirksstadtrat Jörn Oltmann, Leiter der Abteilung Stadtentwicklung und Bauen, und Corinna Lippert, bezirkliche Koordinatorin des Quartiersmanagement Schöneberger Norden (QM) stellte zunächst Christine Fidancan vom bezirklichen Ehrenamtsbüro das Projektes „Stärkung der interkulturellen Kompetenz“ vor. Es beinhaltet eine Reihe von Veranstaltungen für Ehrenamtliche, wie den Workshop mit einem Theaterpädagogen zum Thema „Rassismus und Vorurteile“, der am 10. und 11. Dezember 2018 im PallasT stattfindet. Weitere Workshops - insgesamt fünf pro Jahr - gibt es 2019 und 2020. Das Projekt wird gefördert aus dem Programm Soziale Stadt.
Commerzbank-Gelände
Über das aktuelle Bauvorhaben auf dem Areal an der Ecke Potsdamer Straße 127 und Bülowstraße 78 bis 84, an dem sich bis vor kurzem der Hauptsitz der Berliner Niederlassung der Commerzbank AG befand, berichtete Jan Kunze, Projektentwickler beim Investor Pecan Developement GmbH.
Der Gebäudekomplex, von dem Teile bereits abgerissen wurden, soll kleinteilig in Form von drei eigenständigen Projekten entwickelt werden. Wohnungen entstehen hier nicht, stattdessen bleibt es ein Standort für Büros und Gewerbe mit insgesamt 27.000 Quadratmetern Nutzfläche. Die Fassaden werden im Wesentlichen erhalten, es ist Blockrandbebauung vorgesehen und die bisher als Parkplätze versiegelten Höfe werden begrünt. Neu ist die Öffnung des Erdgeschosses hin zur Potsdamer Straße. Statt der Bankfiliale entsteht dort eine Ladenzeile mit Gastronomie und Einzelhandel.
Von Anwohnern wurde die erst spät erfolgte Information über die Bauarbeiten moniert, die durch Lärm, Verschmutzung sowie die Lagerung von Säcken mit asbesthaltigem Bauschutt die Nachbarschaft stark beeinträchtigen. Außerdem gebe es kein Bauschild, das über das Vorhaben informiert und Kontakte für Beschwerden ausweist. Jan Kunze und Stadtrat Oltmann versprachen, sich darum zu kümmern und Behörden wie Bauamt und LaGeSo über die Asbest-Säcke zu informieren.
Zur sozialen Komponente des Bauvorhabens befragt, berichteten beide Herren über den Plan, die Gertrud-Kolmar-Bibliothek in dem Komplex unterzubringen. Leider hat das nicht geklappt, weil die dafür zur Verfügung stehende Fläche mit 450 Quadratmetern zu klein ist, um sie wirtschaftlich als Bibliothek betreiben zu können. Dafür wären mindestens 600 Quadratmeter im Erdgeschoss (barrierefrei) nötig. Als Ausgleichsmaßnahmen, die der Bauherr mit dem Bezirksamt vereinbarte, sind die Grünflächen in den für jedermann begehbaren Höfen sowie auf den Dachflächen geplant. Außerdem werde es ein Engagement für den Jugendclubs „Potse“ und „Drugstore“ seitens des Investors geben.
Der neue Gebäudekomplex soll voraussichtlich Ende 2019 fertig sein, der Innenausbau erfolgt dann bis Mitte 2020. Jan Kunze wies zudem daraufhin, dass sein Unternehmen in zwei bis vier Wochen eine eigene Informationsveranstaltung für die direkte Nachbarschaft ausrichten wird, bei der auch Bilder vom Projekt gezeigt werden. Eingeladen wird per Hauswurfsendung.
„Neu Schöneberg“ in der Bautzener Straße
Zur Information über das schon weiter fortgeschrittene große Bauvorhaben „Neu Schöneberg“ in der Bautzner Straße 22 (www.neuschoeneberg.de) war neben den Bauherren, dem Ehepaar Semer, auch deren Architekt Oliver Colignon vom Büro collignonarchitektur gekommen. Hier finden Sie seine Präsentation Neu Schöneberg. In der Bautzener Straße soll ein „nachhaltiges Wohnquartier mit hochwertigem Ausbau und hohem Anspruch“ entstehen. Das beinhaltet - neben einer öffentlichen Durchwegung für den überregionalen Radweg über die Brücke 5 - u.a. die Heizung durch eine Abwassernutzungsanlage sowie Photovoltaik auf den Dächern. Das als Sportstudio genutzte Haus 1 direkt an der Yorckstraße ist weitgehend fertig, in Haus 3 und 4 zieht im Oktober ein Supermarkt von Rewe ein, und in den anderen Häusern werden 296 Wohnungen auf einer Fläche von rund 21.000 Quadratmetern gebaut. Die Gewerbeflächen im Objekt betragen 8.000 Quadratmeter. Unter den Wohnungen sind 45 geförderte Sozialwohnungen, die sich im Haus 2 befinden. Diese sollen im November beziehbar sein. Im Frühjahr 2019 folgen dann die Häuser 5 und 6, und der Kindergarten im Haus 8 soll ab Mai 2019 bezugsfertig sein. In den Häusern 3, 5 und 6 sind noch einige Wohnungen frei. 53 Prozent der künftigen Mieter stammen aus der näheren Umgebung (5-km-Umkreis), 32 Prozent kommen aus Berlin, und nur 15 Prozent sind Zuzügler von außerhalb.
„Es ist laut, stinkt und ist nicht mehr lebenswert“: Mehrere Anwohnerinnen und Anwohner beschwerten sich über das aktuelle Chaos auf der Bautzener Straße durch den starken Autoverkehr, über Müll, eine unerträgliche Parksituation sowie die gereizte Stimmung durch die vielen Staus in der Straße. Mehrere artikulierten den Wunsch nach einer Verkehrsberuhigung dieser Straße, die in letzter Zeit immer mehr zu einer Straße für den Durchgangsverkehr wurde. Die ebenfalls als zu hoch beanstandeten Miethöhen in der neuen Wohnanlage erklärten die Bauherren durch die teilweise um 30 Prozent stark gestiegenen Baukosten in Berlin. Diese spiegeln sich in den Mieten wieder, obwohl Semers sie bei einigen Wohnungen auf unter 12 Euro pro qm gesenkt haben.
Die Parkplatzsituation wird sich laut Frau Semer entspannen, wenn am 15. Oktober 2018 die von der Yorckstraße aus erschlossene Tiefgarage unter dem Rewe-Markt öffnet. Sie lud alle Anwesenden dazu ein, bei Interesse die Sozialwohnungen von „Neu Schöneberg“ zu besichtigen. Allerdings seien bis auf eine reservierte Wohnung alle dieser 45 Wohnungen schon vergeben. Ersatzpflanzungen für gefällte Bäume gibt es nicht, weil diese Bäume schon vor dem Bauantrag der Semers vom Bezirk gefällt wurden. Dafür entsteht aber viel öffentlich zugängliches Grün auf dem Areal von „Neu Schöneberg“.
Über das zweigeschossige denkmalgeschützte Haus Yorckstraße 56, in dem bis vor kurzem die Gaststätte „Umsteiger“ ihre Türe öffnete, wurde auch gesprochen. Investor Semer hat das Haus vor kurzem vom Mieter zurückerhalten. Nun soll es saniert werden. Und es gibt auch schon eine gute Idee für die zukünftige Nutzung. Hier könnte ein Begegnungsort für neue und alteingesessene Nachbarn entstehen unter der Regie des ortsansässigen Vereins „Die Kulturellen Erben e.V.“. Ein erstes Gespräch mit dem für gute Ideen offenen Eigentümer hat bereits stattgefunden. Auch weiteren Raum für Kunst - neben der bereits für Graffiti freigegebenen Lärmschutzwand - versprachen die Semers auf dem Areal von „Neu Schöneberg“ bereitzustellen.
Aufgrund einer sehr komplizierten Gemengelage zwischen Deutscher Bahn AG, Senat, Bezirk und Investor erweist sich der Bau des Rad- und Fußwegs über die Brücke 5 als ziemlich problematisch. Die Bauherren werden in Vorleistung gehen und übernehmen die Kosten für eine Verbindungsrampe, damit ein funktionstüchtiger Weg über die Brücke 5 entstehen kann. Vorausgegangen war eine Machbarkeitsstudie. Die Senatsverwaltung für Wohnen und Stadtentwicklung gibt Parameter für Brücken vor, weil sie die Brücke nach dem Bau in ihre Verantwortung übernehmen wird.
Zu der von der Anwohnerschaft gewünschten Verkehrsberuhigung in der Bautzener Straße sagte Bezirksstadträtin Christiane Heiß, Leiterin der Abteilung Bürgerdienste, Ordnungsamt, Straßen- und Grünflächenamt, dass es dort Gehwegvorstreckungen geben wird. Eine Verkehrsberuhigung sei nicht ihre höchste Priorität, und vieles sei nach Ende der Bauphase neu zu bewerten. Die Parkraumbewirtschaftung für dieses Gebiet ist in der Vorbereitungsphase. Sie beinhaltet neben der Aufstellung von Parkautomaten und der Ausweisung von neuen Parkzonen - Gesamtinvestition fast 1 Mio. Euro - auch das Anwohnerparken.
Begegnungszone Maaßenstraße
Zur Umgestaltung der Begegnungszone Maaßenstraße berichtete Bezirksstadträtin Christiane Heiß, dass damit das Landschaftsgestaltungsbüro A24 beauftragt wurde. A24 hat die derzeitige Begegnungszone - ein Provisorium - zunächst evaluiert. Zu den Ergebnissen zählt u.a., dass es weniger und auch langsamer fahrende Pkw gibt, dass 30 Prozent mehr Fußgänger als vorher gezählt wurden und dass sich die Fahrradfahrer fast vollständig im Straßenraum aufhalten. „Ein großer Erfolg“, so Christiane Heiß. Eine zweite Bewertung unter dem Gesichtspunkt, wie barrierefrei die Begegnungszone sei, ging in die Planungen ein. Als drittes wurde - wegen des Unbehagens, dass niemand die Maaßenstraße im Moment als schön empfand - bei A24 ein Gutachten zur Verschönerung der Straße in Auftrag gegeben.
Begleitend gab es ein Bürgerbeteiligungsverfahren: Dazu wurden über 4.000 Menschen in der Nachbarschaft angeschrieben. Von den 400, die antworteten, wurden zahlreiche zu den Werkstattgesprächen bei zwei Bürgerveranstaltungen eingeladen. Die Resultate wurden in die Planung von A24 einbezogen, darunter z.B. die häufig vorgetragene Kritik, dass man sich beim Sitzen auf der Maaßenstraße nicht wohl fühle. Im Ergebnis gab es fünf Gestaltungsvarianten. Die Vorzugsvariante, auch „Boulevard“ genannt, verfügt über eine tiefer gelegte Fahrbahn und Querungen, die auf der Höhe der 14 Meter breiten Bürgersteige bleiben, so dass es für Fußgänger barrierefrei wird und die Autos über Erhöhungen (Huckel) fahren müssen. Zudem sind größere und standardisierte Blumenkübel geplant, die von Gewerbetreibenden und Anwohnern bepflanzt und gepflegt werden können. Fazit der Stadträtin: Die Zeitung „Morgenpost“ hat nicht recht mit ihrer Behauptung, dass die Maaßenstraße gescheitert ist. „Wir investieren hier in eine schöne Gestaltung. Es ist etwas Neues und reagiert auf Aufenthaltsdefizite im Schöneberger Norden“, so Christiane Heiß. 800.000 Euro hat das Provisorium Begegnungszone bisher gekostet, während die Höhe der kommenden Investitionen noch unklar ist, u.a. weil es Bordsteinabsenkungen geben wird. Eine Einbahnstraßenregelung - wie von Anwohnern vorgeschlagen - ist nicht sinnvoll, da diese den Verkehr beschleunigen würde. Auch der Idee einer Fahrradstraße erteilte die Bezirksstadträtin eine Absage, weil der Fußverkehr in der Maaßenstraße Priorität habe, u.a. aufgrund der dafür vom Senat extra bereitgestellten Finanzierung. Zu den Details der Umgestaltung wird es im Frühjahr 2019 eine weitere öffentliche Informationsveranstaltung geben.
Vorplätze Yorckstraße
Zum Tagungsordnungspunkt „Westliche Vorplätze an der Yorckstraße“ berichtete Stadträtin Heiß, dass dafür z.Z. die Umsetzungsplanung läuft und das Bezirksamt kurz vor der Beauftragung der Baufirmen steht. Ältere Planungen - aus der Zeit vor Verabschiedung des Berliner Mobilitätsgesetz - werden hier verwirklicht, so dass der Radweg eine Breite von nur 1,60 Meter statt den aktuell vorgeschriebenen 2 bis 2,50 Metern erhält. Die Zufahrten zu den Höfen sollen gewährleistet werden, die BVG plant ein Dienstleistungszentrum mit Leihfahrzeugen auf dem Platz, und das öffentliche WC soll bleiben, bis ein Nachfolgemodell dort aufgestellt wird. Auch ein bestehendes von Mieter/innen gepflegtes Blumenbeet soll erhalten bleiben.
Leider mussten bei dieser Sitzung ausnahmesweise die Punkte "Kiez aktuell", "Nachgehakt" und "Neues aus dem Quartiersmanagement" aufgrund der fortgeschrittenen Zeit entfallen. Aber sie werden beim nächsten Mal wieder aufgrufen.
Der nächste PräRat findet am Donnerstag, 6. Dezember 2018, um 19 Uhr im PallasT statt. Bei dieser Veranstaltung, die das 20jährige Jubiläum des Präventionsrats markiert, soll es u.a. um die Verstetigung des QM-Gebiets Schöneberger Norden und um die Zukunft der Getrud-Kolmar-Bibliothek gehen. Dazu gibt es einen Veranstaltungshinweis: Zur Gertrud-Kolmar-Bibliothek findet am Donnerstag, dem 4. Oktober 2018 um 17 Uhr eine öffentliche Sitzung des Kulturausschusses im Rathaus Schöneberg statt.